Freier Journalist
Wer hat die UEFA ungarnt? — Deutschlandspiel ohne Farbe
Wer hat die UEFA ungarnt? — Deutschlandspiel ohne Farbe

Wer hat die UEFA ungarnt? — Deutschlandspiel ohne Farbe

Beim letz­ten Grup­pen­spiel der deut­schen Natio­nal­elf gegen Ungarn bei der dies­jäh­ri­gen Euro­pa­meis­ter­schaft wird die Alli­anz Arena in Mün­chen nicht in Regen­bo­gen­far­ben leuch­ten. Ein ent­spre­chen­der Antrag des Mün­che­ner Stadt­rats bei der UEFA wurde abge­lehnt, poli­tisch wolle man sich nicht posi­tio­nie­ren. | krosse.info

Dass das Sta­dion aus­ge­rech­net gegen die­sen Grup­pen­geg­ner in den Far­ben der LGBTQIA+ Bewe­gung hätte erstrah­len sol­len, hat einen erns­ten poli­ti­schen Hin­ter­grund. In Ungarn wurde erst vor weni­gen Tagen, trotz mas­si­ver Pro­teste, ein Gesetz ver­ab­schie­det, das Auf­klä­rung und Infor­ma­tion über LGBTQIA+ für Kin­der und Jugend­li­che unter Strafe stellt. Heißt im Klar­text: Bücher, Filme oder Serien, in denen homo­se­xu­elle oder nicht­bi­näre Men­schen vor­kom­men, sind ab jetzt für Kin­der und Jugend­li­che verboten.

In der Folge wuchs in den sozia­len Medien rasch die Idee, die Münch­ner Alli­anz Arena am Spiel­tag der deut­schen Natio­nal­mann­schaft gegen das unga­ri­sche Team in Regen­bo­gen­far­ben zu beleuch­ten. Kein Novum, das bunte Licht­spiel hat es schon des Öfte­ren als Zei­chen der Soli­da­ri­tät für eine gesell­schaft­lich unter­drückte Com­mu­nity gegeben.

UEFA erntet Kritik

Auch die unga­ri­sche Regie­rung bekam Wind von dem Vor­ha­ben, ver­glich die Aktion gar mit dem Miss­brauch der Olym­pi­schen Spiele 1936 in Ber­lin zu Pro­pa­gan­da­zwe­cken durch das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deutsch­land. Die UEFA teilte mit, sie sei „auf­grund ihrer Sta­tu­ten eine poli­tisch und reli­giös neu­trale Orga­ni­sa­tion. Ange­sichts des poli­ti­schen Kon­tex­tes die­ser spe­zi­el­len Anfrage – eine Bot­schaft, die auf eine Ent­schei­dung des unga­ri­schen Par­la­ments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ableh­nen“. Eine Ent­schei­dung, die im Netz für scharfe Kri­tik sorgte:

AUF ANORDNUNG DER #UEFA: STADT MÜNCHEN LÄSST MIT KÜNSTLICHEN WOLKEN HIMMEL ÜBER ALLIANZ ARENA VERDUNKELN, DAMIT NICHT ZUFÄLLIG EIN REGENBOGEN ENTSTEHT PIC.TWITTER.COM/VXTIA9U0GN

DER GAZETTEUR (@DERGAZETTEUR) 22. JUNI 2021

Zuvor hatte die UEFA eben­falls die regen­bo­gen­far­bene Kapi­täns­binde von Manuel Neuer ‚unter­sucht‘. Aller­dings mit dem Ergeb­nis, dass diese unbe­denk­lich sei und wei­ter­ge­tra­gen wer­den dürfe – Immerhin.

Ein schwaches Signal

Soli­da­ri­siert hätte sich die UEFA bei einer Geneh­mi­gung des Antrags des Mün­che­ner Stadt­rats vor allem mit der Mensch­lich­keit. Gleich­be­rech­ti­gung für LGBTQIA+ zu for­dern ist nicht extre­mis­tisch, son­dern viel­mehr eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Das Nichts­tun der UEFA ist ein stum­mes Ein­kni­cken vor der men­schen­feind­li­chen Poli­tik Vik­tor Orbáns.

Andere Fuß­ball­ver­eine in Deutsch­land kün­dig­ten indes an, ihre Sta­dien in den Far­ben des Regen­bo­gens zu beleuch­ten, das Mün­che­ner Rat­haus flaggt bunt. Es scheint, als hät­ten alle es ver­stan­den. Außer Orbán und die UEFA. Wie es jetzt mit der Alli­anz Arena wei­ter­geht und ob die UEFA tat­säch­lich die Auto­ri­tät besitzt, die sie zu besit­zen glaubt, oder, ob das Sta­dion doch in den Regen­bo­gen­far­ben leuch­ten wird, wird sich mor­gen zei­gen. Dass die unga­ri­sche LGBTQIA+ Com­mu­nity drin­gend Unter­stüt­zung und Zuspruch bedarf, ist schon jetzt klar.

Bild: Unsplash/Ciel Cheng

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