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Klimastreik in Hamburg: Westliche Privilegien im Fokus
Klimastreik in Hamburg: Westliche Privilegien im Fokus

Klimastreik in Hamburg: Westliche Privilegien im Fokus

Rund 12.000 Men­schen gin­gen beim Kli­ma­streik in Ham­burg auf die Straße. Fri­days for Future benennt gesell­schaft­li­che Pro­bleme deut­li­cher als früher.

taz-Arti­kel

HAMBURG taz | Dass sich bei die­sem zehn­ten Kli­ma­streik die The­men mischen, ist gut an den Pla­ka­ten zu erken­nen: Dar­auf steht „Kli­ma­ge­rech­tig­keit jetzt“ oder „Make peace not war“ auf blau-gel­bem Grund. Die von Fri­days for Future (FFF) orga­ni­sierte Demons­tra­tion kann und will die­ses Mal nicht allein für die Ein­hal­tung des 1,5‑Grad-Ziels ste­hen, es ist eine Demons­tra­tion gegen ein kri­sen­an­fäl­li­ges Sys­tem. Dafür kamen laut Ver­an­stal­te­r:in­nen etwa 12.000 Men­schen am Frei­tag­mit­tag in die Ham­bur­ger Innenstadt.

Die Stim­mung ist fried­lich, fast alle tra­gen Mas­ken und hal­ten Abstand, soweit das mög­lich ist. In den Reden ist Erschüt­te­rung spür­bar: „Was zur Hölle geht ab mit die­ser Welt?“, fragt FFF-Akti­vis­tin Annika Ritt­mann die Menge: „Was zur Hölle tun wir hier eigent­lich?“ Spon­ta­ner Applaus bran­det auf, als Ritt­mann resü­miert: „Wir kön­nen uns das Weg­se­hen nicht mehr leisten.“

Der Kli­ma­for­scher Mojib Latif hält eine kurze Rede, es gibt Musik von Alli Neu­mann. Und auch in den wei­te­ren Rede­bei­trä­gen wird klar, dass Fri­days for Future inklu­si­ver wer­den will. Nicht nur wer­den weiße, west­li­che Pri­vi­le­gien benannt, auch Ras­sis­mus, Sexis­mus und kapi­ta­lis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung sind Thema.

Fri­days for Future benennt die gesell­schaft­li­chen Pro­blem­stel­len deut­li­cher als frü­her, weiß die Zusam­men­hänge zwi­schen dem Krieg in der Ukraine, deut­scher Abhän­gig­keit von fos­si­len Auto­kra­tien und der dro­hen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe kla­rer zu defi­nie­ren. Im hin­te­ren Teil der Demons­tra­tion hält eine Teil­neh­me­rin ein klei­nes Pla­kat hoch. Dar­auf ist zu lesen „Dre­ad­locks für alle“.

Der Schritt nach vorne, den die Bewe­gung gemacht hat, hat even­tu­ell die letz­ten Rei­hen noch nicht gänz­lich erreicht. Die Rich­tung, in die sich FFF bewegt, steht jedoch fest. Hin zu einer Orga­ni­sa­tion, die den Kli­ma­wan­del als glo­ba­les Pro­blem sieht, mit all sei­nen Ver­stri­ckun­gen in bestehende Dis­kri­mi­nie­rungs- und Unterdrückungssysteme.

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